Herbert-Ott-Stiftung

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Burkina Faso – Die Gefahr Goldmine

Burkina Faso ist der viertgrößte Goldlieferant in Afrika

Im Jahr 2014 exportierte das westafrikanische Land Burkina Faso Gold im Wert von geschätzten zwei Milliarden US-Dollar. Zu welchen Bedingungen das begehrte Edelmetall abgebaut wird, bleibt oft im Verborgenen. Schon das heutige Nachbarland Ghana galt bereits zu Kolonialzeiten als britische „Goldküste“. Auch der Goldrausch in Burkina Faso ist ein Phänomen, das seit Jahren immer wieder auftritt. Etwa 600.000 Menschen sollen in illegalen Minen arbeiten, circa 200 solcher Goldsucherplätze gibt es. Alles hängt davon ab, wie die Menschen ihr Leben sichern können. Ackerbau und Viehzucht werden in der Sahelzone immer schwieriger, da der Klimawandel die Wüstengebiete wachsen lässt und die Böden weniger Ertrag liefern. Hinzu kommt das schnelle Wachstum der Bevölkerung. Eine junge Generation wächst heran, die die Vorzüge des modernen Lebens ganz genau kennt: Mobiltelefone, Motorräder, Fernsehgeräte und Autos sind Statussymbole, von denen fast jeder träumt. Dafür braucht es Geld. 

Goldminen versprechen genau diesen schnellen Reichtum. Die Bedeutung des Goldabbaus dürfte in den kommenden Jahren weiter steigen. Seit sich die politische Lage nach dem Umsturz von 2014/15 deutlich gebessert hat, interessieren sich auch mehr Konzerne für eine Abbaulizenz. Derzeit sind etwa 30 internationale Bergbaufirmen in Burkina Faso tätig. Als neues Vorzeigeprojekt gilt die Mine von Houndé, die in den kommenden vierzehn Jahren 190.000 Unzen Gold (Wert: ca. 231 Mio Dollar) produzieren soll. Betrieben wird sie vom Konzern „Endavour Mining“, der auf den Cayman Islands registriert ist. Einer der Hauptaktionäre ist der ägyptische Milliardär Naguib Sawiris, der sein Geld vor allem mit dem Mobilfunkunternehmen Orascom machte.

Der Wald verschwindet, das Wasser wird kanpp

„Hier war alles mit Bäumen bewachsen“, erinnert sich der katholische Priester Jacob Lompo beim Vorbeigehen an einer Miene. Manchen Familien war der Wald heilig, er war für sie ein Ort, in dem die Geister der Verstorbenen wohnten. Ein angrenzendes Waldgebiet ist zum Nationalpark erklärt worden und steht unter staatlichem Schutz. Doch an seinen Rändern werden immer mehr Bäume abgeschlagen, und die Pickel und Schaufeln der Goldgräber fressen sich ins Erdreich hinein. „Diese Zerstörung ist dramatisch.”

Und erst das Wasser! Um das Gold aus dem Lehm herauszuwaschen, brauchen die Goldsucher viele Liter kostbaren Grundwassers.

 Im Dorf Tintangou gibt es einen Brunnen, der vor einer Weile gebohrt wurde. Ein Entwicklungsprojekt, das Menschen und Tiere mit sauberem Wasser versorgen sollte. Heute sprudelt das Wasser tatsächlich. Aber es sind die motorisierten Dreiräder der chinesischen Marke „Apsonic“, die kanisterweise Wasser abtransportieren. Kleine Kuriere, die für 50 CFA (8 Cent) drei Kanister an die Goldsucher liefern. Auch sie sind ein Teil des Geschäfts.

Das Grundstück freilich, und auch der Brunnen, der darauf steht, gehören einem Geschäftsmann, der regelmäßig seinen Anteil kassiert. Neben der Wasserstelle baut er sich gerade ein neues Haus. „Sein Schloss“, wie einer der Wasserhändler mit nur leichtem Lächeln erzählt. Dann schwingt er sich auf sein Motorrad, denn die nächste Lieferung soll pünktlich bei den Goldwäschern eintreffen. Sonst gibt es kein Geld.

"Kein Geld"

Das ist der Grund, den Jacob Lompo immer hört, wenn er fragt, warum die Menschen das hohe Risiko in den Goldminen auf sich nehmen. „Kein Geld, und keine Arbeit.“ Daran muss sich endlich etwas ändern, sagt der Priester. Die neue Regierung in der Hauptstadt Ouagadougou hat inzwischen erklärt, dass sie die Ausbeutung und die Zustände in den kleinen Minen bekämpfen möchte. Es würde schon genügen, sagt Jacob Lompo, wenn die Regierung die örtlichen Gemeinden und Behörden an den Einkünften aus den Rohstoffgeschäften mit ausländischen Konzernen beteiligen würde. Dann könnte man den örtlichen Bürgermeister oder den Stadtrat dazu bringen, das Geld für den Bau von Schulen, Straßen und Krankenhäusern zu verwenden. „Aber das passiert immer noch viel zu selten“, sagt Lompo.

Es muss einen anderen Weg geben, um zu überleben

Die katholische Kirche hat in der Region eine Reihe von Schulen erweitert oder sogar neu gebaut. „Wir müssen den Menschen eine Schulbildung ermöglichen, damit sie einen besseren Beruf erlernen können.“ Auch Jacob Lompo weiß, dass es viele Rückschläge gibt. Oft genug kommt es vor, dass sie nach den Ferien die Schule wieder öffnen – aber dann fehlt die halbe Klasse, weil die Eltern der Kinder entschieden haben: „Wir brauchen euch zu Hause!“ Dann gehen sie auf Goldsuche und kommen vielleicht nie mehr zurück.

Doch warum aufgeben?

„Der Kampf gegen die Armut ist noch nicht zu Ende,“ sagt Jacob Lompo. „Er hat gerade erst begonnen. Wir machen weiter.“

 Quelle: missio Magazin / Ausgabe März 2017